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Mit Licht gegen den Krebs

Was LED-Therapie wirklich kann und wo ihre Grenzen liegen


Wir leben in einer Zeit, in der ständig neue Hoffnungsträger in der Krebsmedizin auftauchen. Einer davon ist das Licht selbst – genauer gesagt: die sogenannte LED- oder Lichttherapie bei Krebs.

Es klingt fast magisch: sanftes Licht, das Tumorzellen zerstören kann, ohne dabei das gesunde Gewebe zu schädigen. Aber was steckt tatsächlich dahinter? Und kann das auch bei Erkrankungen wie Lungenkrebs oder Pleurakarzinose helfen?

Lass uns das Schritt für Schritt anschauen.


💡 Was ist LED- bzw. Lichttherapie eigentlich?


Die sogenannte Photodynamische Therapie (PDT) ist die bekannteste Form der Lichttherapie in der Onkologie.

Dabei wird dem Körper ein lichtempfindlicher Stoff (ein sogenannter Photosensibilisator) in die Vene, durch Drainagen oder lokal verabreicht, der sich vorzugsweise in Tumorzellen anreichert.

Nach einer gewissen Zeit wird der Tumorbereich dann mit Licht einer bestimmten Wellenlänge bestrahlt – häufig rotes oder infrarotes Licht, das mit Laser oder LED erzeugt wird.


Das Licht aktiviert nun den Wirkstoff, der dadurch reaktive Sauerstoffmoleküle bildet.

Diese winzigen Moleküle zerstören die Krebszellen gezielt und regen zusätzlich das Immunsystem an, den Tumor zu erkennen und zu bekämpfen.


Das ist das Grundprinzip – und es funktioniert erstaunlich gut, wenn das Licht tatsächlich dorthin gelangt, wo die Krebszellen sitzen.



Wo Lichttherapie heute schon eingesetzt wird


Licht- oder LED-Therapie ist keine Zukunftsmusik mehr – sie wird in gewissen Fällen bereits erfolgreich eingesetzt.

Zum Beispiel:

  • Bei oberflächlichen Hauttumoren, z. B. bestimmten Formen von Hautkrebs.

  • In Hohlorganen, wie Speiseröhre, Harnblase oder Bronchien – dort, wo man über ein Endoskop direkt „hineinleuchten“ kann.

  • Bei Mund- , Rachen- und Kehlkopf-Tumoren, die ebenfalls leicht von aussen oder chirurgisch erreichbar sind.


Auch nach Operationen wird Licht (allerdings noch sehr selten) genutzt, um verbliebene Tumorzellen auf Oberflächen zu zerstören (z. B. in der Bauchhöhle oder im Pleuraspalt, also zwischen Lunge und Brustwand).

Daneben wird LED- oder Nahinfrarot-Licht natürlich auch unterstützend eingesetzt – z. B. zur Förderung der Wundheilung, gegen Schleimhautentzündungen nach Chemotherapie oder zur Schmerzlinderung.



⚙️ Wie tief kann das Licht überhaupt wirken?


Genau da liegt der grösste Knackpunkt.

Licht dringt im Körper nicht unbegrenzt tief ein.


  • Rotes Licht (ca. 630 nm) erreicht vielleicht ein paar Millimeter.

  • Nahe Infrarotstrahlung (800–900 nm) kommt bis zu 1–2 cm tief.

  • Für tieferliegende Tumoren reicht das nicht aus.


Darum ist Lichttherapie nur dort sinnvoll, wo das Licht direkt auf die Tumorzellen trifft – also bei oberflächlichen, zugänglichen oder endoskopisch erreichbaren Stellen.



Tumorzelle


Lichttherapie in der Lunge – was wirklich möglich ist


Vor allem der kleinzellige Lungenkrebs (SCLC) ist einer der aktuell noch immer kaum beherrschbaren Krebsformen, weswegen die LED-Therapie ursprünglich auch erst entwickelt wurde. Dennoch:

Wenn man „Lunge“ als Einsatzgebiet liest, klingt das so, als könne man dort ja einfach Licht einsetzen.

Aber das stimmt leider nur unter sehr speziellen Bedingungen.


In der Praxis:

Photodynamische Therapie wird bei Lungenkrebs nur dann angewendet, wenn der Tumor

  • oberflächlich oder endobronchial liegt (also in den Atemwegen selbst),

  • über ein Bronchoskop erreichbar ist,

  • und der Patient stabil genug für eine kurze Narkose ist.


Dann kann der Arzt:

  1. Einen Photosensibilisator spritzen (z. B. Porfimer-Natrium).

  2. Nach 1–3 Tagen mit einer Lichtfaser gezielt in den betroffenen Bronchus gehen.

  3. Das Licht aktiviert dort den Wirkstoff – die Tumorzellen sterben ab, die Atemwege werden frei.


Diese Methode wird z. B. eingesetzt, wenn ein Tumor den Atemweg blockiert und der Patient dadurch schlecht Luft bekommt (aber trotzdem stabil genug ist für diesen Eingriff), oder bei frühen Karzinomen, die noch nicht tief ins Gewebe eingewachsen sind.



Wann Lichttherapie bei Lungenkrebs nicht funktioniert


Bei diffusen oder metastatischen Lungenbefunden, also wenn der Krebs

  • überall in der Lunge verteilt ist,

  • oder sich als Pleurakarzinose (Tumorbelag auf der Lungenhaut) zeigt, kann Lichttherapie nicht gezielt wirken.

Denn:

  • Das Licht dringt nicht tief genug in das Lungengewebe oder durch die Pleuraschichten.

  • Eine gleichmässige Bestrahlung der gesamten Pleura ist technisch kaum möglich, ohne gesundes Gewebe zu gefährden.

  • Und: Die PDT braucht Sauerstoff, um Tumorzellen zu zerstören – in schlecht durchbluteten Tumorregionen (wie bei Pleurakarzinose oft der Fall) wirkt sie kaum.



Licht kann ein mächtiger Helfer im Kampf gegen Krebs sein – aber nur dort, wo es wirklich ankommt.

Neue Forschungsansätze – ein Blick in die Zukunft


Die Forschung schläft nicht.

Wissenschaftler entwickeln derzeit implantierbare LED-Systeme, die Licht direkt in den Tumor oder in die Pleura bringen könnten.

Diese winzigen „Lichtpflaster“ könnten einmal über Katheter oder Drainagen eingebracht werden und kontrolliert Lichtimpulse abgeben, ohne dass der Patient operiert werden muss.

Andere Forscher arbeiten mit Nanopartikeln, die man einatmen könnte. Sie sollen sich gezielt in Tumorzellen ablagern – und dort durch Licht aktiviert werden.

Das wäre theoretisch perfekt für die Lunge – aber: das ist noch experimentell.

Im Moment ist all das noch Forschung, nicht Praxis.



Wissenschaftler im Labor


Was das für andere Tumorarten bedeutet


Die Möglichkeiten einer LED- oder Lichttherapie hängen stark davon ab, wo im Körper sich der Tumor befindet und wie gut er für Licht erreichbar ist.

Bei oberflächlichen Tumoren – etwa der Haut, der Schleimhäute, der Speiseröhre, der Harnblase oder der oberen Atemwege – kann die Photodynamische Therapie heute bereits gezielt eingesetzt werden, weil man das Licht dort direkt auf die Krebszellen richten kann.

Bei tieferliegenden Tumoren wie im Bauchraum, in der Leber, im Pankreas oder im Gehirn ist das deutlich schwieriger. Hier arbeiten Forscher:innen daran, das Licht mithilfe von Nanopartikeln oder miniaturisierten LED-Systemen direkt an den Tumor zu bringen. Diese Methoden befinden sich allerdings noch in der klinischen Erprobung.


Das heisst: Je nach Tumorart kann Lichttherapie heute bereits ein ergänzender Therapiebaustein sein – oder sie ist leider noch Zukunftsmusik, weil das Licht physikalisch schlicht nicht tief genug eindringen kann.

In solchen Fällen bleiben systemische Therapien wie Medikamente, Immuntherapien, Ernährung und komplementäre Ansätze die wirksamste und sicherste Behandlungsform.



🌿 Fazit


Licht ist faszinierend – es heilt Wunden, reguliert den Schlafrhythmus, beeinflusst Hormone und kann, richtig eingesetzt, sogar Krebszellen zerstören.

Aber es gibt Grenzen.

Die LED- oder Lichttherapie ist kein Allheilmittel, sondern ein hochpräzises Werkzeug, das nur dann wirkt, wenn man es richtig platzieren kann.


Für die Zukunft sind neue Technologien unterwegs: winzige implantierbare LEDs, intelligente Nanopartikel, kombinierte Licht- und Immuntherapien.Sie zeigen, dass Licht in der Medizin eine grosse Zukunft hat – aber im Hier und Jetzt bleibt es eine Ergänzung, keine Wunderlösung.



Alles Liebe,

eure Yvonne




 
 
 
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